Nürnberger Nachrichten online 25.11.2008 zum Konzert vom 23.11.2008
Zum 150. Geburstag von Giacomo Puccini "Messa di Gloria" und Rossinis "Stabat Mater"


Dämonischer Totentanz in Meistersingerhalle
Philharmonischer Chor Nürnberg mit Rossini und Puccini
Dämonischer Totentanz in Meistersingerhalle

NÜRNBERG - Puccinis «Messa di Gloria» ergänzt sich ideal mit dem «Stabat mater» von Rossini, wie in der Nürnberger Meistersingerhalle bei einer Aufführung des Philharmonischen Chors zusammen mit den ausgezeichneten Nürnberger Symphonikern zu hören war.
Gleichzeitig feierte der Chor seinen Dirigenten Gerhard Rilling, der die Leitung vor genau 30 Jahren übernommen hat. Was bei anderen Komponisten eher wie eine Klage in Sack und Asche klingt, wird bei Giacomo Puccini zum Freudenfest: In seiner «Messa di Gloria» feiert er die Erlösung. Sein «Kyrie eleison» («Herr erbarme dich») klingt deshalb auch nicht verzweifelt, sondern gleicht eher einer Liebeserklärung.

Ganz große Oper

Einige Elemente dieses Werkes, das Puccini als 17-Jähriger schrieb, übernahm er in spätere Opernkompositionen, was nicht überrascht, denn eigentlich ist diese Messe große Oper. Der Philharmonische Chor unter der Leitung von Gerhard Rilling tat sein Bestes, um dem gerecht zu werden.
Wenn auch das hundertköpfige Ensemble mitunter etwas schwerfällig wirkte, konnte es doch Puccinis Leichtigkeit transportieren.

Den Abgrund spüren

Es gibt eigentlich nur eine Stelle in der Messe, die einen Abgrund spüren lässt: Wenn der Bassist Jesu’ Verurteilung und Tod schildert. Dem bulgarischen Solisten Martin Tzonev gelang hier ein dämonischer Totentanz, der durch die nachfolgende Preisung des Lebens nicht überboten werden konnte und bereits auf Rossini verwies. Denn was bei Puccini eine kurze Episode ist, ist bei Rossini Programm: Sein «Stabat mater» könnte ebenfalls eine Oper sein, jedoch eher eine große Tragödie als eine Romanze, wie sie auch die Nürnberger Symphoniker eindrücklich in Szene setzten.

Bereits im ersten Satz hat Rossini eine Kreuzigungsszene vertont. Man meint, die Hammerschläge zu hören, mit denen das Opfer festgenagelt wird, illustriert auch durch das melodiöse Aufschluchzen in den Stimmen der Solisten. Leider hatte sich Tenor Thomas Ruud bei Puccini bereits heiser geschrien, so dass er hinter seinen brillanten Kollegen stark zurückfiel. Besonders Bassist Martin Tzonev, der mal düster, mal elegisch die Tragödie vorantrieb und die großartige MezzoSopranistin Rita Kapfhammer, deren sinnliche, in allen Registern geschmeidige Stimme aufhorchen ließ, machten das Konzert zu einem echten Ereignis.
Elke Röder
 

Nürnberger Zeitung 25.11.2008

 

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